Zur Landesfrühjahrstagung des Landesverbandes der Egerländer in Hessen konnte Landesvüarstäiha Bernhard Glaßl 42 Teilnehmer in Hungen begrüßen. Sie vertraten 13 der 18 Gmoin des hessischen Landesverbandes. Das informative Programm hat Landeskulturwartin Gerlinde Kegel, die an diesem Tag nicht anwesend sein konnte, zusammengestellt. Den Auftakt übernahm Matthias Meinl (Gmoi Herborn), stellvertretender Landesvorsitzender der Egerland-Jugend. Er berichtete mit rund 125 Bildern von der Studienfahrt 2018 der Egerland-Jugend ins nördliche Egerland. Die Präsentation umfasste sowohl Bilder von Landschaften und Orten, wie auch viele Bilder von den Teilnehmern dieser Reise. Man konnte deutlich sehen, dass nicht nur die „Jugend“, die sogenannte Bekenntnis-Generation, mit gereist war. Da auch Mitglieder der Erlebnisgeneration teilgenommen hatten, ergab sich zusammen mit den Informationen der tschechischen Führer ein facettenreiches, inhaltlich vollständigeres Bild von Orten und Ereignissen. Ausgehend vom Standort Sankt Joachimsthal, bekannt für seine Silbervorkommen, gab es Reisen nach Karlsbad, Annaberg-Buchholz in Sachsen, Eger, Schlackenwerth und weiteren Orten und Sehenswürdigkeiten. Eine ausführliche Beschreibung der Reise mit Fotos wurde in der Ausgabe 8/2018 (September 2018) des „Egerländers“ veröffentlicht. Jürgen Zuber (Gmoi Limburg) übernahm es, die am 7. November 2018 verstorbene Schriftstellerin Margaretha (Gretl) Pichl-Wolf zu würdigen. Sie bleibt uns auch als Malerin und Volkskundlerin im Gedächtnis. Für den Landesverband hielt sie 2013 ihren Vortrag über die „heidnischen Wurzeln der Egerländer“, den sie bei der Bundeskulturtagung 2015 wiederholte. 1937 wurde sie in Luck (Kreis Luditz) geboren. Jürgen Zuber „Der Bauernhof ihrer Großeltern war für Gretl Paradies und Abenteuerspielplatz gleichermaßen“. Dorthin zog die Familie auch, als das Elternhaus konfisziert wurde. Als Ende 1945 absehbar war, dass es wahrscheinlich eine Vertreibung geben könnte, schafften es ihr Vater und die „kleine Tante“, die nur elf Jahre älter als Gretl war, Wertgegenstände der Familie ins Bayerische zu schaffen. Ihre „neue“ Heimat wurde Bad Kissingen in der Rhön. Beruflich war sie zudem als Verwaltungsangestellte, Schul- und Chefsekretärin aktiv. Zu ihren Büchern zählen „Jeder hat seine Insel“ (Island), „Jeder hat seine Wüste“ (Algerien) oder ihr spirituelles Gedankenwerk „Ein Segen sollst du sein“. Ihre eigenen Kinder- und Jugendjahre hat sie in „Wir haben alle gebrochene Flügel“ verarbeitet. Mit „Luck Hausnummer 50“ zeigt sie auf 210 Seiten des Bilderbuchs alles, bis zu den letzten Kleinigkeiten von Kleidung und Inventar, was zum Elternhaus ihrer Mutter gehörte. Ihr Verdienst liegt besonders in der Beschreibung aller Teile, die sie sowohl in Hochdeutsch (nach der Schrift) wie auch in Mundart (in Eghalandrisch) vorgenommen hat. Damit die Mundart auch für spätere Generationen nachvollziehbar ist, hat sie dafür die phonetische Schreibweise gewählt. Damit hat sie zunächst, nach ihren eigenen Worten, beim Arbeitskreis Egerländer Kulturschaffender (AEK) nur „Empörung“ ausgelöst. Nur Seff Heil, ehemaliger Bundesvüarstäiha, unterstützte sie und ermöglichte so den Kontakt zur Uni Bayreuth. Dort erschien das „Luck -Buch“ als Jahrbuch 1999 zum 20-jährigen Bestehen der „Johann Andreas Schmeller Gesellschaft e.V. Tirschenreuth zur Pflege der Mundart und der Förderung der bayrischen und deutschen Dialektforschung“. Mit persönlichen Erinnerungen an Gretl Pichl-Wolf schloss Jürgen Zuber seinen sehr informativen Beitrag. Im dritten Beitrag ging es um die Ausstellung zu „Flucht und Vertreibung“ im Hessenpark. Das Haus aus Sterzhausen sowie die benachbarte Scheune aus Damshausen beinhalten die Ausstellung zu diesem Thema. Im Haus aus Sterzhausen befand sich u.a. eine Egerländer Bauernstube mit Egerländer Trachten. In der benachbarten Scheune aus Damshausen gibt es ein Modell des Egerländer Vierkanthofs sowie einen Güterwagen mit der Erinnerung an die Vertreibung. Das Haus aus Sterzhausen soll jetzt saniert werden, die bisherige Ausstellung muss dann einer Neukonzeption weichen. Dazu erhielt Ulrike von Bothmer, wissenschaftliche Mitarbeiterin im Freilichtmuseum Hessenpark auf Einladung von Bernhard Glaßl eine Gelegenheit, die Neukonzeption vorzustellen. Ziel der neuen Ausstellung ist es, „Geschichte erfahrbar und lebendig zu machen“. Trennen will man sich von großen Objekten ohne Hintergrundgeschichten. Mit Video und Tonmaterial soll die Ausstellung ein interaktives Erleben ermöglichen und damit den aktuellen Stand der Darstellung in Museen widerspiegeln. Die einzelnen Räume sollen dann folgende Themen erhalten: „Herkunft“ und „kulturelles Gepäck“ der Heimatvertriebenen“, „Einquartierungssituation“, „Menschen und Geschichten“, „Lichtblick Glas“ (Ansiedelung böhmischer Glasmacher), „Produkte der böhmischen Glasindustrie im Taunus“, Musikinstrumentenbau in Nauheim“, „Angekommen“ (Integrationsbeispiele), „Ein neues Heim“ (Wohnstube in den fünfziger Jahren) sowie „Spuren“ (heutige Hinweise auf die Integration Heimatvertriebener). Im Frühjahr 2020 soll die Neueröffnung stattfinden. Es ist klar, dass die Neukonzeption eine große Diskussion ausgelöst hat. Besonders das starke verzichten auf heimatgeschichtliche und Egerländer Aspekte wurde kritisiert. Dem Berichterstatter erscheint die starke Bevorzugung der industriellen Aspekte keineswegs das normale Leben der Heimatvertriebenen wiederzugeben. Frau von Bothmer rief besonders dazu auf, Geschichten zu einzelnen Ausstellungsstücken zu „liefern“. Es gibt ein Verzeichnis aller Ausstellungsstücke, das im Landesverband per E-Mail verteilt wird. Und hier sieht der Berichterstatter auch die Chance der Beteiligung unseres Landesverbandes und seiner Mitglieder: Durch aktive Mitwirkung an der Neugestaltung sollen die Erinnerungen an die Egerländer Kultur präsent bleiben. Nach dem Mittagessen folgten noch eine Aussprache und Terminhinweise. Die nächsten Jubiläen sind am 5. Mai in Kelsterbach (65 Jahre) und am 19. Mai in Herborn (70 Jahre). Am Hessentags-Festzug am 16. Juni in Bad Hersfeld nimmt der Landesverband teil. Musikalisch wird er vom Musikzug Bicken begleitet. Vom 27. bis zum 29. September finden der Egerlandtag und das 49. Bundestreffen der Egerland-Jugend in Marktredwitz statt. Am 3. Oktober folgt die Landeshauptversammlung mit Wahlen in Hungen. Bereits jetzt kann das 70-jährige Jubiläum in Bruchköbel am 10. Mai 2020 vorgemerkt werden. Mit Gedichtvorträgen von Edi Fenkl (Gmoi Kelsterbach) und Elfriede Ittner (Gmoi Stadt Allendorf) und dem gemeinsam gesungenen Lied „Kein schöner Land“ endete die Frühjahrstagung. Bericht und (c) Bilder: Hans-Jürgen Ramisch, Öffentlichkeitsarbeit, Landesverband Hessen