Die Eghalanda Gmoi z´ Herborn als eine der älteren und noch sehr aktiven Gmoin in Hessen feierte im Mai 2019 ihr 70-jähriges Bestehen. Den üblichen, monatelangen Vorbereitungen eines solchen Großereignisses folgten am Vortag das Einrichten des Saales einschließlich dem Stellen von Tischen und Stühlen durch die Aktiven. Der eigentliche Jubiläumstag war mit Totengedenken, Heiliger Messe und Brauchtumsnachmittag dreigeteilt.
Den Auftakt bildete um 9.30 Uhr das Totengedenken am Gedenkstein im „Marienbader Park“. Fast 50 Personen, darunter zahlreiche Trachtenträger, hatten sich zum Gedenken eingefunden. Ausgehend von den Wurzeln im Egerland übernahm Vüa(r)stäihare Gerlinde Kegel einen kurzen Abriss der Geschichte vom „Umbruch aus dem Vielvölkerstaat der Donau-Monarchie“, den Folgen zweier Weltkriege bis hin zu Vertreibung und der Aufnahme von über 13.000 Vertriebenen im Lager Burg bei Herborn. Opfer durch die politischen Veränderungen, Unterstützer für die neue Heimat, Gründer sowie Wegbereiter der Gmoi schloss sie in ihr Gedenken ein. Nach der kurzen Ansprache des Herborner Bürgermeisters Hans Benner folgte die gemeinsame Kranzniederlegung. Pastoralreferent Hans Kohl sprach das Gebet und eine kurze Lesung, der das Lied „Wohin soll ich mich wenden?“ folgte. Umrahmt wurde die Gedenkstunde von Roman Pacholek an der Trompete mit „Tief drin im Böhmerwald“ und „S´Feierobnd“.
Nur wenige Schritte waren es vom Totengedenken in die Kath. Herz-Jesu-Kirche zur Heiligen Messe. Und es wurde ein gut besuchter Gottesdienst mit noch mehr Trachtenträgern und vielen Gästen. Besonders begrüßt wurden unser Bundesvüa(r)stäiha Volker Jobst mit seiner Gattin Elke und die Gmoi-Abordnungen. Zu Beginn zogen der Pfarrer, die Messdiener und die Fahnenträger in die Kirche ein. Pfarrer Michael Niermann, langjähriger Wegbegleiter und erst seit kurzem im Ruhestand, übernahm die Leitung und die Predigt. Die Not von Vertriebenen und Flüchtlingen bestimmte das Thema. Angelika Lutz an der Orgel und Roman Pacholek mit der Trompete begleiteten die Messe. Ergreifend erklang „Von guten Mächten“ von der Trompete, stimmgewaltig sangen alle zum Abschluss „Segne du Maria“. Danach ging es zum Mittagessen nach Merkenbach.
Um 14 Uhr begann der Volkstumsnachmittag im Bürgerhaus von Merkenbach. Zu den Gästen zählten jetzt auch Landrat Wolfgang Schuster und Bürgermeister Hans Benner sowie Ehrenmitglieder und Mitglieder des Bundes- und Landesverbandes der Egerländer und der Egerland-Jugend sowie Vertreter vieler befreundeter Gmoin. Heimische Vereine waren mit dem Heimatverein Burg, dem Westerwaldverein Herborn, dem Gesangverein Uckersdorf und dem Musikzug Bicken vertreten. International wurde es mit den Partnerschaftsfreunden Schönbach (im Westerwald und in Niederösterreich) und dem Club der Österreicher aus Herborn.
Grußworte übernahmen der Herborner Bürgermeister Hans Benner und der Landrat des Lahn-Dill-Kreises Wolfgang Schuster. Bundesvüa(r)stäiha Volker Jobst zählte die Tage seit dem 50. Bestandsfest und ermittelte, dass damals, vor 7.317 Tagen, Seff Heil das gleiche Amt innehatte. 1949 wurde Vetter Anton Mattis der erste Vüa(r)stäiha in Herborn. Jobst stellte fest „In den Jahren bis Heute, ist die Gmoi in Herborn mit ganzen vier Vüa(r)stäihern ausgekommen.“ Und führte weiter aus: „Kontinuität scheint auch eine Stärke der Egerländer in Herborn zu sein. So ist unsere Gerlinde Kegel mittlerweile auch seit 22 Jahren Vüa(r)stäihare. Und Gerlinde macht einen hervorragenden Job.“
Die Kindergruppe Offenbach, mit vielfältigen Wurzeln ins Dillgebiet, hatte ihren Auftritt mit „Ich schmeiß´ dir in die Ripp´“, dem „Schustertanz“ und der „Spitzboumpolka“. Begeisterung zeigte sich bei den Tänzern und bei den Zuschauern. In der Kaffeepause sorgte der Gesangverein Merkenbach mit einem umfangreichen Kuchenangebot für die Gäste. Zugleich gab es Bilder von Ereignissen der Herborner Gmoi als Präsentation.
Jubiläen sind immer eine gute Gelegenheit für Ehrungen. Bundesvüa(r)stäiha Volker Jobst zeichnete Marion Deworetzki, Christian Meinl und Matthias Meinl mit dem Bundesehrenzeichen für ihren langjährigen Einsatz in der Gmoi sowie auf Landes- und Bundesebene aus. Jahrzehnter Einsatz für die Gmoi und das Egerländer Brauchtum kennzeichnen auch Rottraud Falb und Franz Ortmann. Beide wurden zu Ehrenmitgliedern der Herborner Gmoi ernannt.Gerlinde Kegel übernahm einen kurzen Rückblick auf 70 Jahre Gmoi-Geschichte. Bereits in den 50er Jahren hat sich die Gmoi rasch in das Leben in Herborn eingebracht. „Mit ihren Trachten, der Egerländer Blasmusik, den vielen Veranstaltungen Hutza-Nachmittag, Maitanz und Kirwa gelang bald ein fröhliches Miteinander zwischen Alt- und Neubürgern.“ Mit dem ersten bunten Nachmittag in 1950 wurde die Basis für den im nächsten Jahr (11. Januar 2020) zum 70. Mal stattfindenden Trachten- und Dirndl-Ball gelegt. Höhepunkte in der Gmoi-Geschichte waren die Ausrichtung der Landestreffen 1970 und 1992 sowie des Bundestreffens der Egerland-Jugend in 1996. Heute wird mit dem Gmoi-übergreifenden „Egerländer Volkstanzkreis“ ein wesentlicher Beitrag für die Bewahrung des Egerländer Brauchtums geleistet.
Der Volkstanzkreis zeigte mit dem „Schäi(n lustigh u kearngout“, dem „Klodrauer Roja“, dem „Sepperl-Tanz“ und weiteren Tänzen Ausschnitte aus seinem Programm. Der Gesangverein Cecilie Uckersdorf gratulierte mit der Chorfassung von Hubert von Goisern´s „Weit, weit, weg“ und dem „Bozner Bergsteigerlied“ (Wohl ist die Welt so groß und weit). Mit der Dauerausstellung „Heimat verloren – Zuhause gewonnen“ hält der Heimatverein Burg das Denken an die Vertreibung und an das Zusammenwachsen mit der einheimischen Bevölkerung aufrecht. In einer Beamer-Präsentation wurden die Ereignisse bis hin zur Integration zusammengefasst. Der Kontakt zum Verein hat sich übrigens aus dem „Ratschn gäihn“ der Gmoi entwickelt. Nun übernahmen Christa und Jürgen, die Kulturwarte der Gmoi Limburg. Sie gratulierten der Gmoi mit dem „Geburtstagslied“ und weckten mit den Mundartliedern „Bist aa dau“ und „z‘ Dirngröi is schäi(n“ Erinnerungen.
Gerlinde Kegel stellte zum Abschluss des Tages noch die Beteiligung an den Hessentagen durch die Gmoi (die Stadt Herborn war zweimal Ausrichter) und durch den Landesverband heraus. Gemeinsam mit dem Musikzug Bicken geht es dann auf den Hessentag 2019 nach Bad Hersfeld.
Zum Abschluss des schönen, abwechslungsreichen Brauchtumsnachmittags sangen alle Anwesenden gemeinsam lautstark mit Christa & Jürgen „Brouda Liederle“ und das „Hessenlied“. Wer wollte, konnte danach noch das Tanzbein schwingen. Bereits den ganzen Nachmittag hatten Sabine & Michael (Schäfer), ein Duo mit Egerländer Vorfahren, die musikalische Begleitung übernommen. Jetzt spielte das Duo mit Liedern wie „Auf der Vogelwiese“ und „Böhmischer Traum“ gekonnt zum Tanz auf.
Bericht und Bilder: Hans-Jürgen Ramisch, Öffentlichkeitsarbeit Landesverband Hessen