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Traditionelle „Egerländer Kirwa“ und „Tag der Tracht“, gleich zwei Ereignisse feierte die Egerländer Gmoi Dillenburg am vergangenen Sonntag (16. Oktober). „Kirwa“ entspricht dem hessischen „Kirchweih“ und erinnert an die Einweihung der Kirche eines Ortes und an ihren Namenspatron.

Zu viel Kirchweihfeste und zu viel Feierlaune führten im 18. Jahrhundert dazu, dass Kaiser Joseph II einen einheitlichen Kirchweihtag auf den dritten Sonntag im Oktober legte. Dieser Tag war dann die „Kaiserkirwa“, die gleichzeitig ein Höhepunkt des Bauernjahres war. Diese Tradition wird in den Egerländer Gmoin noch heute gepflegt. Der „Tag der Tracht“ wurde vom deutschen Trachtenverband, dem auch die hessische Vereinigung für Trachtenpflege und Volkstanz (HVT) angehört, bewusst auf den Tag der traditionellen Kirchweihfeiern gelegt. Sonja Gebauer-Schwab, Vorsitzende der Dillenburger Egerländer Gmoi (Gemeinde), konnte viele Trachtenträger und Gäste zu dem Doppelereignis begrüßen.

Kirwa ist ein fröhliches Ereignis mit Tanz und Kirwa-Kuchen (Kirwa-Kouchn). Ursprünglich gab es bis zu wagenradgroßen Kuchen, erklärte Gudrun Ramisch. In Dillenburg wird der Kuchen noch traditionell auf großen Blechen – dank der Unterstützung der Bäckerei Eckstein – von Mitgliedern der Gmoi „gekleckselt“ und hergestellt.

Mit einem Fahneneinzug und dem Einmarsch der Egerländer Trachtenträger hatte der Nachmittag begonnen. Lieder zum Mitsingen, Tänze, kulturelles und Trachtenvorstellung sorgten für ein abwechslungsreiches Programm. Gesungen wurden sowohl hochdeutsche („nach der Schrift“, wie „Bunt sind schon die Wälder“ wie auch Egerländer Lieder (beispielsweise „Wåiß a Bankl). Die von bis zu fünf Paaren dargebotenen Tänze reichten von Egerländer Tänzen, wie der bei fröhlichen Feiern fast unvermeidliche „Schäi(n Lustigh“ bis hin zu zum ostpreußischen Tanz „Natanger Polka“.

Höhepunkt war die Trachtenpräsentation durch Mitglieder des HVT Bezirks West. Hierzu waren Trachtenträger aus dem Raum Gießen und Wetzlar angereist, darunter die Bezirksleiterin Siggi Fink und ihr Stellvertreter Jörg Wolf. Sie zeigten die Busecker Tracht, die Hüttenberger Kirmestracht und weitere Trachten. Mit vier Damen in der leider nur noch selten getragenen Eibacher Tracht („Niwwelkäppcher“) war der Bezug zum Veranstaltungsort gegeben. Erklärungen zu Herkunft der Tracht, Besonderheiten beim Tragen, historische Teile z. B. Strumpfbänder aus dem 18. Jahrhundert, gehäkelte Pelerine oder der unter der Schürze getragene Taschensack folgten.

Zum Abschluss des offiziellen Programms folgte stimmgewaltig das „Brouda Liederle“, das zu den traditionellen Egerländer Liedern gehört.  Zwischendurch genossen die Besucher zum Kaffee den Kirwa-Kuchen, von dem sich auch viele Gäste das eine oder andere  Stück noch mit nach Hause nahmen.