Für das Landestreffen der Egerländer in Hessen wurde die bewährte Kombination mit dem Schäferfest beibehalten. So feierten die Egerländer ihr 34. Landestreffen und die Stadt Hungen das 96. Schäferfest als getrennte Veranstaltungen, aber mit einem gemeinsamen Festzug. In diesem Jahr zierte das Wappen Graslitz (bekannt für Musikinstrumentenbau) das Festabzeichen des Landestreffens. Zum Volkstumsnachmittag kamen rund 140 Gäste von 14 hessischen Gmoin und aus der Hungener Bevölkerung.
Mit dem Totengedenken am Vertriebenendenkmal der Stadt Hungen begann um 9:30 Uhr das Landestreffen. Trotz der frühen Uhrzeit hatten sich doch viele Trachtenträger und die Fahnenträger zum Gedenken eingefunden. Pfarrer Michael A. Leja, Landeskulturwartin Gerlinde Kegel und Landesvüarstäiha Bernhard Glaßl gedachten der Verstorbenen sowie den bei der Vertreibung umgekommenen Menschen. Die Fahnenträger bildeten einen würdigen Rahmen. Die Bläsergruppe der Veranstaltungskapelle von Gerd Ziegler umrahmte das Gedenken musikalisch.
Mit dem eindrucksvollen Einmarsch der Fahnen in die St. Andreas Kirche begann der Festgottesdienst. Pfarrer Leja (Pfarradministrator der Pfarrgruppe Klein-Winternheim/Ober-Olm/Essenheim; zuvor Bischofssekretär von Kardinal Lehmann), begann seine die Besucher in den Bann ziehende Predigt mit dem Thema „Bedeutungsschwund der Kirchen – Was bedeutet das für uns?“. Ausgehend von der Frage „Worauf soll ich mein Leben aufbauen – Satan oder Gott?“ kommt er zu dem Fazit „Die Tür zu Gott ist immer offen!“. Aber wir können selbst entscheiden, welchen Weg wir wählen – und sollten die Folgen beachten. Die Egerländer Volkssingmesse und andere Lieder bildeten die musikalische Umrahmung, bei der Landesvüarstäiha Bernhard Glaßl die Orgel spielte. Von der Kirche ging es in die Stadthalle zum gemeinsamen Mittagessen. Musikalisch wurden die Gäste dort bereits von der Kapelle „Gerd Ziegler & Die böhmischen Freunde“ begrüßt. Ein schön geschmückter Saal mit Blumen und Kerzen in Egerländer Farben (Gmoi Bruchköbel) erwartete die Ankommenden.
Mit rund 45 Zugnummern war der gemeinsame Festzug ein Publikumsmagnet. Der Landesverband war mit acht Fahnenträgern und ca. 35 weiteren Trachtenträgern vertreten. Die Wappentücher präsentierten die Egerländer Orte. Einen Schäferfestzug ohne Schafe gab es hitzebedingt vor zwei Jahren. Diesmal präsentierte sich die Schafherde ziemlich zum Anfang des Zuges, was den Marsch für die nachfolgenden Fußgruppen ziemlich beschwerlich machte.
Zum Abschluss des Landestreffens folgte der Volkstumsnachmittag. Traditionell begann er mit dem Einmarsch der Fahnen und der Begrüßung durch Landesvüarstäiha Bernhard Glaßl. Die neun Fahnenträger präsentierten die Fahnen der Landesjugend, und der Gmoin Braunfels, Bruchköbel, Dillenburg, Herborn, Hungen, Limburg, Offenbach und Sinn. Landeskulturwartin Gerlinde Kegel (Gmoi Herborn) und Jürgen Zuber (Gmoi Limburg) hatten ein abwechslungsreiches Programm aus Tänzen, Liedern und Musikstücken zusammengestellt, durch das dann Gerlinde Kegel souverän führte.
Der Volkstanzkreis der Gmoin Herborn, Dillenburg, Braunfels und Limburg erweiterte sich zum Volkstanzkreis Hessen. Dabei waren jetzt auch die Gmoin Hungen und Offenbach aktiv vertreten. Das Volksmusikduo Christa und Jürgen (die Kulturwarte der Gmoi Limburg) bot gefühlvoll das Lied „As Bankerl unnan Baam“ dar. Egerländer Volkstänze („Schäin lustigh“, „Howansook“) und Volkstänze aus anderen Regionen (z. B: „Sternpolka“) wurden vom großen Tanzkreis vorgetragen. Lieder wie „A schäins Liedl an Eghaland“ und „Dau bin i hi(n ganga“ standen erneut für das Egerländer Liedgut. Besonders gut kam die szenische Darstellung mit Gesang von „Måidla mit da Butten“ an, dargeboten von Marion Deworetzki (Gmoi Herborn) und Carsten Trams (Gmoi Dillenburg) sowie von Christa & Jürgen und dem Volkstanzkreis als Gesangsgruppe.
Herrliche Egerländer Klänge präsentierten mit vielen Musikstücken „Gerd Ziegler & Die böhmischen Freunde“. Die 2014 gegründete Formation hat mittlerweile einen großen Bekanntheitsgrad in der Region. In der Veranstaltung präsentierten fast 20 Musiker schöne Egerländer Klänge, gesanglich unterstützt durch das Duo Claudia und Dirk. Die Spannbreite der Musikstücke reichte von „Wenn die Blasmusik erklingt“ über „Zauberhaftes Egerland“ bis hin zu „Egerland – Heimatland“. Bei der Polka „Böhmisch-Ola“, eine aktuelle Neukomposition von Wilfried Rösch, gelang es Gerd Ziegler mit seinem Orchester den Saal begeistert zum Mitmachen zu bringen. Mit dem gemeinsamen Lied „Kein schöner Land“ endeten traditionell Brauchtums-Nachmittag und Landestreffen.
Bleibt allen Aktiven vor und hinter den Kulissen für den gelungenen Tag herzlich zu danken. Besonders erwähnen möchte ich das Organisationsteam um Matthias Bender (Gmoi Braunfels), das bereits am Vortag die Halle komplett eingerichtet und geschmückt hat und nach der Veranstaltung den Abbau übernahm.
Bericht und Fotos: Hans-Jürgen Ramisch, Öffentlichkeitsarbeit, Landesverband Hessen