Der „Tag der Tracht“ im Bezirk West der Hessischen Vereinigung für Tanz- und Trachtenpflege (HVT) in Eibach war gleichzeitig der Kirwa-Termin (Kirchweih-Termin) der Egerländer Gmoin Dillenburg und Herborn. Zunächst übernahm die Dillenburger Gmoi-Vorsitzende Sonja Gebauer-Schwab die Begrüßung. Die Gmoi kann in diesem Jahr auf ihr 65-jähriges Bestehen zurückblicken. Auf eine große Feier hat der Verein wegen der unsicheren Corona-Planungsmöglichkeit verzichtet.

Gerlinde Kegel, Egerländer Landesvorsitzende und Vorsitzende der Gmoi Herborn, übernahm es, den Bezug zum hessischen und Egerländer Brauchtum und zum Oktober-Termin herzustellen: „Die am dritten Sonntag im Oktober gefeierte Kirwa (Kirchweih) hieß auch Land-, Kaisa- oder Gallikirchweih. Kaiserkirchweih wurde sie genannt, weil sie vom Kaiser Josef dem II. (1780-1790) eingeführt worden war.“ Mit Gallikirchweih ist der Termin nach dem Gallustag (16. Oktober) gemeint. Aktuell richtet die Stadt Wetzlar ihren Gallus-Markt aus. Der traditionsreiche Gallusmarkt ist seit dem Jahr 1318 bezeugt. König Ludwig verlieh der Stadt das Recht, am Tag des heiligen Gallus, also alljährlich am 16. Oktober, einen Jahrmarkt abzuhalten. Die Kirchweih war immer mit Musik, Gesang und Tanz verbunden. Die Feste auf dem Land waren aber deutlich lebhafter. Vor allen Dingen wurden jetzt alle Spezialitäten gekocht, gebraten und gebacken, denn die Bäuerinnen konnten nun nach vollbrachter Ernte „aus dem Vollen schöpfen“. Dazu gehörte auch der traditionelle Kirwa-Kuchen, den die Gmoi-Frauen zum Kaffee trinken anboten.

Mit Gesang ging es in den nächsten Teil des Nachmittags. „A schäi(n)s Liedl“ in Egerländer Mundart und „Tief drin im Böhmerwald“ erklang es vielstimmig. Den „Schustertanz“ und den „Jägerneuner“ zeigten die Schüler, krankheitsbedingt verstärkt durch Jugendtänzer.

Die Egerländer Tracht(en) sind die Tracht des Jahres 2022. Im Saal waren vier von acht Frauentrachten und die Männertracht vertreten. So konnte Sonja Gebauer-Schwab die „Egerer“, die „Karlsbader bzw. Unterländer“, die „Marienbader und die „Bischofteinitzer“ Frauentracht praktisch erläutern. Mit dem „Labanter Roya“ (Labanter Reigen) und dem „Holsteiner Dreitor“ brachte der Egerländer Volkstanzkreis, diesmal aus Mitgliedern der Gmoin Dillenburg und Herborn gebildet, zwei Tänze aus seinem Repertoire.

Jetzt übernahmen die Haahepper das Programm. Die Gruppe aus Kraftsolms betrat die Bühne mit dem Lied „Es geht nichts über die Gemütlichkeit“. Es folgte die Trachtenvorstellung der Hüttenberger Trachten, ebenfalls dargestellt anhand anwesender Trachten. Gezeigt wurde zunächst die alte Solmsbachtaler Tracht mit Zwickelstrümpfen in schwarz-weiss. Die spätere Hüttenberger Tracht mit langen Gewändern war eine Weiterentwicklung mit prächtiger Ausstattung, die den Reichtum der Trägerin zeigte. Die in Kraftsolms getragene Variante wies halblange Gewänder und eine einfachere Ausstattung auf. Die ebenfalls vorgestellte Busecker Tracht entspricht im Wesentlichen der einfacheren, Kraftsolmser Richtung. Getanzt wurden u.a. der „Waldecker“ und der „Kronenwirt“. Mit einem Mundartgedicht über einen „Koakaaf“ (Kuhkauf) hatte Jochen Wallbott die Lacher auf seiner Seite. Zum Abschluss präsentierte die Gruppe den „Bur vom Solmsbachtal“, das Kirmeslied „Watzebörner“ (Säue im Garten) und „Es scheint der Mond so hell“.

Zum Kaffee gab es dann den kalorienreichen, aber gut schmeckenden Kirwa-Kuchen, manchen auch als Floasl- oder Kleckselkuchen bekannt. Ein Team der Gmoin hatte ihn am Vortag in der Dillenburger Bäckerei Eckstein „gekleckselt“ und ein zweites Team am Nachmittag in große Stücke zugeschnitten. Selbstverständlich standen auch weitere Kuchen bereit. Die Pause wurde zugleich für viele Gespräche genutzt.

Zum gemeinsamen Tanz ging es danach ins Freie. Im Hof des Dorfgemeinschaftshauses Eibach stand, die „Sternpolka“ auf dem Programm. Das machte so viel Spaß, dass sich die „Kreuzpolka“ in der Egerländer Fassung und die Kreuzpolka in der hessischen Fassung („Waldecker“) anschlossen. Mit dem gemeinsam gesungenen „Kein schöner Land“ und einem Gruppenfoto (fast) aller Trachtenträger endete der schöne Nachmittag.

Bericht und (c) Bilder: Hans-Jürgen Ramisch