42 Teilnehmer aus 10 hessischen Gmoin waren der Einladung des Landesverbandes Hessen des Bundes der Eghalanda Gmoin in das Bürgerhaus nach Gießen-Allendorf gefolgt. Landesvüarstäihare Gerlinde Kegel freute sich, auch Bundesvüarstäiha Volker Jobst und Anja Jobst, Landesjugendführerin Baden-Württemberg, begrüßen zu können. Mit einem Gedenken an die vor kurzem verstorbene langjährige Bundes- und Landestrachtenwartin Hermine Bender begann die Veranstaltung.

Bundesvüarstäiha Volker Jobst stellte den neuen Trachtenflyer vor, machte Reklame für den Trachten-Nählehrgang Ende April. Mit dem 10./11. Mai oder alternativ dem 28./29. Juni gab er bereits mögliche Termine für den Egerlandtag in 2025 bekannt.

Landeskulturwart Jürgen Zuber, der das Programm des Tages geplant hatte und auch durch das Programm führte, übernahm den ersten Vortrag mit dem Thema „EJ-Hessen – Arbeit und Organisation in den Anfängen“. Ausgearbeitet hatte ihn Gerlinde Adam (geb. Voit), ehemalige Landesmädelführerin der EJ Hessen. Die fehlenden Kommunikationsmöglichkeiten erforderten langfristige Vorplanungen. So verabredete man sich auf einem Treffen bereits für die nächste Veranstaltung. Zunächst gab es nur ganz selten Telefone, die nächste Telefonzelle war nur mit einem Fußweg erreichbar und dann fehlte das Telefon beim Ansprechpartner. Transportmittel war die Bahn, Straßenbahn oder der Bus. Die Anzahl der Telefone nahm dann zu, die ersten Autos wurden gemietet oder gekauft. Auftritte wurden noch im Dirndl absolviert, erst später gab es Trachten. Nach ihren Erinnerungen kam ca. in 1957 Seff Heil nach Frankfurt und vermittelte Volkstanz. Das hat ihr sehr gefallen und sie ist mit ihrem großen Bruder zu den Gruppen im Umkreis gefahren, um die Tänze zu vermitteln. Sie selbst hat zweimal jährlich Mädellehrgänge durchgeführt. Zusätzlich hat Gerlinde Adam für 2 Jahre die Arbeit des Landesjugendführers übernommen. Zum Abschluss der Erinnerungen wurde ein Bericht über den 2. Mädel-Lehrgang der EJ Hessen aus dem Egerländer 1961 verlesen.

Die stellvertretende Landesvüarstäihare Edith Zaschka-Domes und Landesjugendführer Christian Meinl übernahmen es, die Arbeit und Organisation der Egerland-Jugend von heute zu präsentieren. Begonnen wurde mit der Vorstellung des aktuellen Vorstands. Es folgte ein Rückblick auf die vier Fahrten ins Egerland von 2013 bis heute. Die Fahrten vermitteln bzw. vermittelten Wissen über das Egerland, eigenes Erleben und eine Förderung des Zusammenhalts über die Gmoi-Grenzen hinaus. In Hessen sind derzeit fünf Gruppen aktiv. Besonders hervor sticht die Gmoi Offenbach mit insgesamt vier Gruppen, der Volkstanzkreis in Herborn vereinigt die Tänzer aus den Gmoin Herborn, Dillenburg und Braunfels. Im vergangenen Jahr wurde das 70-jährige Bestehen der EJ gefeiert. An 51 Bundestreffen und allen Hessentagen wurde teilgenommen. Mithilfe der modernen Techniken, gezeigt am Beispiel eines Tanzvideos, wurden die Isolationsgrenzen durch Corona überwunden.  Für die Zukunft ist eine Umgestaltung der Bundesjugendtreffen geplant. Die Überregionalität nimmt zu, was mit den Beispielen Bildung eines gemeinsamen Volkstanzkreis Hessen beim Hessentag, weite Fahrstrecken für gemeinsame Events und der Suche nach mehr Kontakten zu ähnlichen Gruppen (Beispiele Bund der Vertriebenen, Sudetendeutsche Landsmannschaft sowie bei der Gmoi Dillenburg und dem Volkstanzkreis zu der Hessischen Vereinigung für Volkstanz und Trachtenpflege (HVT)) und weitere Aktivitäten verdeutlicht wird. Mit vielen Bildern und einem Video wurde der Beitrag untermauert.

Anja Jobst informierte über den Egerländer Huasnotoutara (Huas(n)toutara) unter Bezug auf einen Beitrag von Gregor Zuber aus dem Jahre 1988 im Egerländer. Dieser hatte zwei Erlebnisse, um sich mit dem Huasnotoutara zu befassen. Darunter eine Begegnung mit der in der Nähe von Marienbad geborenen Maria Milner-Wosmik, die sich u.a. mit der Erforschung von Kirchenrosetten (Fensterrosen) befasste. Bei der Analyse von Schriften zum Aachener Dom, fand sie ein Schriftstück eines Geschichtsschreibers, der zum Gefolge von Kaiser Karl dem Großen im Krieg gegen die Sachsen gehörte. Durch Zufall fand Maria Wosmik hier Ausführungen, welche die Herkunft des Huasnotoutara erklären können. Die Männer waren, bis auf eine Gürtelschnalle mit dem Schild ihres Glaubens, schmucklos gekleidet. Ähnlich der Gürtelschnalle war die Brosche der Frauen gestaltet. Ihre Theorie: Bei einer Umsiedlungsaktion konnten die Sachsen durch ein Unwetter entkommen und kamen über das Elbesandsteingebirge in Richtung Eger und müssten diese Gegend um 795 erreicht haben.  Der 1872 gegründete Egerer Landtag übernahm den Huasnotoutara als Symbol des Egerlandes. Die eingravierten Zeichen erschließen sich in drei Teilen: Die Mitte stellt das göttliche Universum da. Zentral ist die Sonne mit einem Strahlenkranz, die Batzen symbolisieren Wolken. Im zweiten Teil wird das Zusammenleben mit der Natur dargestellt. Der dritte Teil ist als Lebenslinie anzusehen. Von der Kindheit über die Jugend, Familiengründung und Alter folgen die einzelnen Lebensabschnitte in der Darstellung.

 

Nach der Mittagspause folgte der Hutza-Nachmittag. Christa und Jürgen von der Gmoi Limburg übernahmen zunächst den Gesangspart, den auch viele Teilnehmer zum Mitsingen nutzten. Hier erklangen beispielsweise „A Sprung üwer’s Grawerl“ und „Du derfst di(ch einerlegn, za mir ins Federbett“. Mundartgedichte trugen Jürgen Zuber (u.a. „Ins Kraut geschossen“) und Edi Fenkl (u.a. Hasenjagd) vor. Die Brüder Edi und Horst Fenkl zeigten dann, dass man auch mit über 90 Jahren noch sehr aktiv vortragen kann. Sie sangen „Ich ho(b a Påa(r kuhlschwårza Råppm“, „Vöia Stoinla“ und andere Lieder. Katharina Ramisch hatte zuvor die Tänzer und Tänzerinnen im Raum angesprochen. Zwei Standardtänze und der „Vierzwenger“ wurden spontan gemeinsam dargeboten.

Gerlinde Kegel bedankte sich bei den Anwesenden, bevor der Tag mit dem gemeinsamen Lied „Kein schöner Land“ endete.

Bericht und Fotos: Hans-Jürgen Ramisch